„Das bürgerliche Trauerspiel in der Zeit der Aufklärung“ – das sieht auf den ersten Blick nicht wirklich nach einem interessanten Thema im Deutschunterricht aus. Da bietet der Einstieg in das Thema mit einem Theaterworkshop schon einmal eine Abwechslung vom drohenden, sich ewig ziehenden Deutschunterricht.
Zusammen mit unser Klassen- und Deutschlehrerin Frau Eckermann begaben wir, die Klasse 11C, uns am Montag, dem 20. Mai 2019 zum Ballhof Eins, wo uns ein Workshop mit dem verheißungsvollen Titel „Das 18. Jahrhundert: Von der Aufklärung zur Klassik“ erwartete.
Von der Theaterpädagogin Frau Jogschies wurden uns auf interaktive und interessante Weise die Lebensumstände und die Gepflogenheiten der Gesellschaft im 18. Jh. nahe gebracht. Vom Hofknicks und Verbeugung über ein Jahrhundert-Quiz bis hin zur Ständegesellschaft der Zeit bekamen wir einen tiefen Einblick in die deutsche Geschichte der 1700er Jahre.
So war dann auch die Entwicklung, die uns Frau Jogschies aufzeigte, für uns sehr nachvollziehbar: Aus einem Treffen zwischen einigen klugen Köpfen der Gesellschaft ergab sich der Wunsch, das einfache Volk, Bauern, Handwerker und alle anderen über Missstände der Gesellschaft aufzuklären. Der Adel verprasste das hart erarbeitete Geld des dritten Standes oder steckte es sich in die eigene Tasche und nutzten ihre Untertanen aus. Aber wie konnte man sich dagegen auflehnen, ohne dass man erwarten konnte, dass man verstehende Mitstreiter hat?
Aus dieser Frage ging die Idee hervor, das Volk durch Theaterstücke auf den egoistischen und willkürlich agierenden Adel aufmerksam zu machen. Nach einer bestimmten Formel wurde so eine Vielzahl an Stücken geschrieben, die nicht mehr die Erlebnisse und Heldentaten des Adels, sondern das Leben der normalen Bürger in den Vordergrund stellte – mit dem Adel als klaren Gegenspieler: Das bürgerliche Trauerspiel war geboren.
Und mit diesen Informationen schickte uns Frau Jogschies in Kleingruppen, in denen wir selbständig ein eigenes, kurzes bürgerliches Trauerspiel entwickeln sollten. Als wir nach einiger Zeit unsere Ergebnisse vorstellten, waren diese ziemlich ähnlich und doch jedes Mal interessant. Und für die kurze Zeit und mangelnde Erfahrung, Theaterstücke zu schreiben, waren die Ergebnisse sehr sehenswert. Obwohl die Stücke als Trauerspiele nicht besonders lustig konzipiert waren, gab es immer wieder Momente, in denen wir witzeln und lachen konnten.
Mit einem kurzen Ausblick auf die Zeit des Sturm und Drang und der Klassik endete unser Workshop. Und gerade durch diesen können wir wohl zuversichtlich sein, dass der folgende Unterricht zum Drama „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing doch nicht so langweilig wird, wie viele von uns anfangs wahrscheinlich erwartet hatten.
Yunis Foß, 11C