Mit Pfeil und Bogen zurück zur Natur

2016_BogensportVogelzwitschern, Morgentau, Tiere lauern zwischen Büschen und Bäumen. Eine Gruppe unerschrockener Oberstufenschüler des Tutoriums von Nina Reinecke wagt sich auf die Spuren von Schillers „Räuber“ und übt sich in Konzentration beim Bogensport. Dabei erfahren sie schon sehr bald, dass sie ihr inneres Selbst überwinden müssen. Dass sie ihren Geist lösen und mit der Natur eins werden, um den Weg zum Ziel zu machen. Ein Erlebnisbericht von Meikel Kokowski.

Denke ich ans Bogenschießen, sehe ich einen Wald. Ich spüre die kühle Morgenluft auf meiner Haut und ein laues Lüftchen an mir vorbeiziehen. Ich höre die Laute verschiedenster Lebewesen, die eine so große Vielfalt bilden, dass sie unmöglich zuzuordnen sind. Unsere Reise begann mit einem Morgenspaziergang weg aus der Zivilisation hin zum Bogensportparcour in freier Wildbahn.

Voller Hochmut bin ich dann zum Bogenschießen angetreten. Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall, richtig? Und so haperte es schon gleich zum Start, als uns jeweils in Kleingruppen alles rund ums Bogenschießen erklärt wurde. Unter anderem wurde uns dort gesagt, wir sollten und ausschließlich auf unseren Instinkt verlassen und dass alles andere nichts bringe. Für mich als Rationalist nur schwer vorstellbar, doch ich sollte es auf die harte Art erfahren. Nach unserer guten und auf jeden Fall notwendigen Einführung ging es dann ans Schießen. Dabei sind wir einen Parcours mit 18 Stationen langgegangen. An jeder Station gab es jeweils zwei Tier-Attrappen, auf die wir schossen. Und während die ersten beiden Stationen dem einschießen dienten, fingen die anderen an, Ziele zu treffen. Ich habe nicht aufgehört zu denken und mich nur auf meinen Verstand verlassen. Doch mit zunehmenden Fehlversuchen kam auch mir die Einsicht und ich dachte nicht mehr. Ich habe meinen Geist gelöst und nur noch intuitiv geschossen. Dann habe ich auch gemerkt, dass eine Menge Ehrgeiz zu dem Sport dazugehört; während ich zugesehen habe wie andere ihr Ziel trafen und ich nicht, weckte sich in mir schon ein Gefühl der Wehmut. Ich hätte aufgeben können.

Aber ich hatte ein Ziel. Man übt beim Bogenschießen sich zu konzentrieren. Man wächst über sich hinaus und hört auf zu denken. Und wenn man das verinnerlicht hat, dann läuft es gut. Während ich am Anfang kein Ziel getroffen habe, hieß es später: zwei Pfeile, zwei Ziele, zwei Treffer. Und so schossen wir uns selbstsicher durch die Stofftierwelt; da gab es von Hühnern bis zu Krokodilen nämlich alles Mögliche. Als wir dann nach etlichen Stationen vernahmen, dass einige die Motivation verloren und aufhören wollten, schlossen wir uns dem an. Wir übersprangen ein paar Stationen und erschossen noch einen Bären, bis wir uns dann auf den Weg zum Treffpunkt machten. An diesem genehmigten wir uns nach dem langen Stehen und Gehen eine Pause und unterhielten uns über das Erlebte.

Der Tag war ein großer Erfolg. Wir haben gelernt, über uns selbst hinauszuwachsen und wir haben eine andere Methode des Denkens kennengelernt. Ich habe gelernt, dass rationales Denken gut ist. Nicht in allen Lebenslagen jedoch zielführend, wenn nicht sogar überflüssig (wie beim Bogensport).

Der Bogensport war etwas Neues und Außergewöhnliches. Es hat Spaß gemacht und jeder hat etwas davon mitgenommen. Außerdem fühlt man sich ganz besonders mit einem so schönen Bogen in der Hand. Fast schon wie ein Räuber. Der Bogensport ist Erfahrung, die jeder mindestens einmal gemacht haben sollte. Für alle, die jetzt gerne selber zum Bogensport antreten wollen, ist hier der Link des Parcours: http://Bogensportevent.de/

Meikel Kokowski, Q1