Die letzten Wochen und Monate haben unser Leben weitreichend auf den Kopf gestellt. Einen solch einschneidenden und so plötzlichen Eingriff in unser vertrautes schulisches und privates Leben hat keiner von uns in dieser Form zuvor erlebt und bis heute bleibt unsere Zukunft immer noch ungewiss. Es gibt bisher noch keinen Impfstoff oder kein Medikament gegen das Corona-Virus und tatsächlich macht dieses weder vor Grenzen noch sozialen Lagen oder Hautfarben Halt. Das Corona-Virus betrifft uns also alle gleichermaßen.
Und gerade diese Erfahrung sollte uns noch einmal verstärkt vor Augen führen, dass wir nur gemeinsam etwas bewegen können. Wir sind alle gleich und doch verschieden und das ist auch gut so! In diesem Sinne soll die Heterogenität aller Menschen gewahrt werden, wir sollten sie wertschätzen lernen und als selbstverständliche Voraussetzung für unser Zusammenleben akzeptieren.
Unsere Schule lebt nach dieser Haltung und zielt in der Bildung von jungen Heranwachsenden darauf, die Positionen jeder_s Einzelnen zu reflektieren. Unser Verständnis von Vielfalt ist auf die Wertschätzung und Anerkennung aller Menschen gerichtet, unabhängig von ihrem Lebensalter, ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, ihrer physischen oder psychischen Fähigkeiten oder anderer Merkmale. Diversity heißt Gemeinsamkeiten entdecken und unsere Schule macht es sich täglich zu ihrer Aufgabe, die Potentiale junger Menschen zu entfalten und sie somit aktiv in die Gestaltung der Gesellschaft einzubringen.
Der aktuell geführte Diskurs über eine „Zweiklassengesellschaft“ der Gymnasien steht diesem weltoffenen Blick auf Menschen deutlich gegenüber. Der vergleichsweise hohe Anteil der Schüler*innen mit sogenanntem Migrationshintergrund an einigen Gymnasien Hannovers wird hierin zum Anlass genommen, um von zweitklassigen Gymnasien zu schreiben. Ungeachtet der Tatsache, dass diese undifferenzierte Einordnung keine kausalen Zusammenhänge offenbart, empfinden wir diese Aussagen als rassistisch und menschenverachtend. Eine Gegenüberstellung von Schüler*innen mit und ohne Migrationshintergrund wird unserem pädagogischen Leitbild nicht gerecht. Nach unserer Auffassung bedeutet Vielfalt, dass wir tagtäglich jungen Menschen mit unterschiedlichen Interessen, interkulturellen Kompetenzen und Lernausgangslagen konstruktiv begegnen wollen. Alle jungen Menschen an allen Gymnasien Niedersachsens machen das gleiche Abitur. Sie alle sind Abiturientinnen und Abiturienten ungeachtet ihrer sozialen und ethnischen Herkunft.
Die Weiterentwicklung hin zu einer inklusiven, Vielfalt berücksichtigenden Kultur ist für die Herschelschule von zentraler Bedeutung. Neben der alltäglich gelebten Praxis stehen wir für eine intensive Reflexion unserer eigenen Arbeit und die Weiterentwicklung einer offenen und positiven Haltung gegenüber Unterschiedlichkeiten.
Gerade in diesen Zeiten sollten wir alle deshalb verstärkt hinterfragen, wie wir selbst hier in Deutschland und in unserer Stadt Hannover dazu beitragen können, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu fördern.
Das ist unsere kollektive Verantwortung – die Herschelschule ist sich dieser schon lange bewusst und trägt mit ihrer Arbeit jeden Tag dazu bei.